Warum uns Salz hungrig macht

- Wenn es um die Ernährung geht, hat Salz keinen guten Ruf. Vor allem wird übermäßiger Salzkonsum mit der Entstehung von arterieller Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Trotz dieser Befürchtungen übersteigt der Salzkonsum bei vielen Menschen die von der WHO empfohlene Tageshöchstmenge von fünf Gramm. Zwei simulierte Weltraummissionen (2009 und 2011) lieferten überraschende Erkenntnisse darüber, wie der Körper mit hohen Salzdosen umgeht.

Zur Vorbereitung einer Marsmission verbrachten Studienteilnehmer 105 beziehungsweise 520 Tage in einem hermetisch abgeriegelten Habitat. Die Forscher um Dr. Jens Titze von der Vanderbilt University in Nashville nutzten diese streng kontrollierten Bedingungen um den Einfluss einer wechselnden Salzaufnahme auf den Körper zu untersuchen. In Zyklen von jeweils 29 Tagen variierten sie die tägliche Salzzufuhr zwischen sechs, neun und zwölf Gramm und untersuchten die konsumierte Wassermenge sowie Blut und Urinproben.

Entgegen ihren Erwartungen stellten sie fest, dass die Teilnehmer unter der salzreichen Diät weniger Wasser tranken und zugleich größeren Hunger berichteten, obwohl sie über den gesamten Untersuchungsraum eine konstante Kalorienmenge erhielten. 

Urinuntersuchungen zeigten, dass die Teilnehmer vermehrt das Stresshormon Cortisol produzierten, das unter anderem in den Energiehaushalt eingreift und abbauende beziehungsweise katabole Stoffwechselprozesse fördert. Sie schlussfolgerten daraus, dass die Teilnehmer unter der salzreichen Diät begannen körpereigene Gewebe abzubauen, um dadurch Wasser bereitzustellen.

 Anschließende Experimente an Mäusen konnten die zuvor gemachten Beobachtungen bestätigen. Wurden die Tiere salzreich gefüttert, tranken sie weniger und nahmen zugleich etwa 25 % mehr Kalorien zu sich. Sie gerieten in eine katabole Stoffwechsellage, in der ihr Körper zunehmend Fett und Muskulatur abbaute. Ähnlich wie bei Kamelen, die dank ihrer Fettreserven lange Zeit ohne Wasserzufuhr überleben können, diente auch den Mäusen der Fettabbau der Bereitstellung von Wasser und Energie.

Parallel dazu stellte ihre Leber vermehrt Harnstoff her. Dieser entsteht üblicherweise als Abbauprodukt von Eiweißen und wird über den Urin ausgeschieden. In der Niere ermöglicht er hingegen eine stärkere Konzentrierung des Urins und beugt einem übermäßigen Wasserverlust vor. Der gesteigerte Proteinabbau und die vermehrte Bildung von Harnstoff wirkten damit der Sogwirkung der hohen Salzkonzentration im Urin entgegen, sodass das Salz ohne größere Wasserverluste ausgeschieden werden konnte.

Insgesamt ist dieser Prozess jedoch sehr energieaufwendig und nur unter Abbau körpereigener Reserven oder einer gesteigerten Zufuhr möglich. Diese Tatsache erklärt den verstärkten Hunger der Teilnehmer und die höhere Nahrungsaufnahme der Mäuse.

Auch wenn eine erhöhte Salzzufuhr den Energieverbrauch des Körpers steigern kann, raten die Forscher davon ab, diesen Mechanismus zur Gewichtsabnahme zu nutzen. Durch das gesteigerte Hungergefühl bestehe aus ihrer Sicht eher die Gefahr, dass die Kalorienzufuhr den Mehrverbrauch übersteigt. Dafür spricht auch, dass die Teilnehmer die Nahrung mit steigendem Salzgehalt als schmackhafter empfunden haben, wodurch wiederum eine Gewichtszunahme wahrscheinlicher wird.

Nicht zu vernachlässigen ist auch der Einfluss eines dauerhaft erhöhten Glukokortikoidspiegels. Er gilt als eigener Risikofaktor für arterieller Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2, eine gestörte Fettverteilung und Osteoporose.

Auch wenn auf dem Feld noch viele Fragen ungeklärt bleiben und weitere Forschung notwendig ist, bleibt es aktuell Konsens, dass ein moderater Salzkonsum Bestandteil einer gesunden Ernährung und langfristigen Gesunderhaltung des Körpers ist.

 

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