Kilogramm oder Pound - das ist hier die Frage

- Im alltäglichen Leben verwenden wir verschiedene Maßeinheiten zur Definition einer bestimmten Menge ohne darüber nachzudenken, woher diese eigentlich stammen. Wer hat festgelegt, wie schwer ein Kilo oder ein Pfund sind? Natürlich können wir uns die ungefähre Menge eines Kilos Mehl oder eines Pfunds Butter vorstellen, doch irgendwann muss jemand bestimmt haben, wie schwer genau eine solche Maßeinheit sein soll beziehungsweise welches Volumen sich dahinter verbirgt.

Die historischen Wurzeln des Pfunds liegen in der altrömischen Libra, der sizilianischen Litra und dem griechischen Litron. Diese drei Pfundmaße schwankten zwischen 300 und 450 Gramm. Aus der altrömischen Libra resultiert die auch heute noch verwendete Abkürzung lb. Im Mittelalter hatte sich das Pfund als Maßeinheit durchgesetzt und war in ganz Europa weit verbreitet. Problematisch war jedoch, dass jede einzelne Stadt ein unterschiedliches Verständnis davon hatte, wie schwer das Pfund sein sollte. Unterschiede von 100 Gramm je Pfund waren keine Seltenheit. Im Jahr 793 legte daraufhin Karl der Große das sogenannte Karlspfund fest, welches ein Gewicht von ungefähr 408 Gramm aufwies. Auch heute noch ist das Pfund eine wichtige Maßeinheit für Masse und dominiert das angloamerikanische Maßsystem. Dabei umfasst das angloamerikanische Pfund – also das Pound – exakt 16 Unzen und somit 0,453592 Kilogramm.

Außerhalb des angloamerikanischen Maßsystems – vor allem in Europa – ist das Kilo die dominierende Maßeinheit. Auch das Kilo ist eine festgelegte Einheit einer bestimmten Masse. Während in Frankreich ab 1790 die Idee aufkam, ein einheitliches internationales Maßeinheitensystem zu entwickeln, hat es bis zur Festlegung des Kilos, so wie wir es heute kennen, noch einige Zeit gedauert. Während Waren und Güter lange nach Volumen oder Stückzahl bemessen wurden, arbeiteten Wissenschaftler in Frankreich an einem einheitlichen, länderübergreifenden Maßsystem. Um diese Maßstandards international auszuweiten, wurde eine internationale Organisation gegründet, die sich mit der Vereinheitlichung des Maß- und Gewichtswesens auseinandersetzen sollte. Aus dieser Organisation heraus entstand in der Zeit zwischen 1870 und 1875 die sogenannte Internationale Meterkommission in Paris.

Die Internationale Meterkommission legte als Basis, des auch heute noch gültigen Kilogramms, das sogenannte Ur-Kilo fest. Erstmals wurde es im Jahre 1889 als internationales Referenzmaß präsentiert. Wenn man sich das Ur-Kilo bildlich vorstellen möchte, muss man sich ein Objekt vor Augen führen, das eine Zylinderform besitzt, 39 mm hoch ist und einen Durchmesser von 39 mm besitzt. Es besteht aus 90 % Platin und 10 % Iridium und hat eine sehr hohe Dichte. Heute befindet sich das Ur-Kilo in der Stadt Sèvres bei Paris. Dort lagert es in einem Tresor des Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIPM). Weil sich das Ur-Kilo unter Verschluss befindet, arbeitet das BIPM mit einer Reihe von Kopien dieses Kilos, die als Kilogrammprotoypen bezeichnet werden und maximal ein Gramm vom Ur-Kilo abweichen dürfen. Jedes Land der Welt, das der sogenannten Meterkonvention beigetreten ist, besitzt solche Kilogrammprototypen.

Das Ur-Kilo dient als Basis für die Eichung von Messgeräten. Mit der Eichung soll sichergestellt werden, dass ein Messgerät die richtigen Daten innerhalb der Eichfehlergrenzen anzeigt – das Gerät also korrekt auf Basis des Ur-Kilos misst. Die erste niedergeschriebene Fassung einer Vorschrift zur Eichung findet sich im Jahre 1871. Als zertifizierter Hersteller von geeichten Medizinprodukten verfügt seca über die offizielle Genehmigung des deutschen Eichamtes und nutzt eigene Kopien des Ur-Kilos. Alle Gewichte, die bei der Herstellung von geeichten Waagen zum Einsatz kommen, werden jährlich abgeglichen und wenn notwendig angepasst. Darüber hinaus war seca der erste ausländische Waagenhersteller, welcher das Recht der Hersteller-Ersteichung für den japanischen Markt erhalten hat. Um das Zertifikat für diesen sehr anspruchsvollen Markt zu erlangen, mussten Kopien des japanischen Ur-Kilos angeschafft werden und der gesamte Prozess in einem Audit durch das japanische Eichamt geprüft und zertifiziert werden. Die Gewichte zur Eichung von Produkten für Japan werden alle 3 Jahre nach Japan geschickt, um sie dort mit dem japanischen Ur-Kilo abzugleichen. 

Je nach Region ist das „Maß aller Dinge“ also entweder das Kilo oder das Pound. Das Ur-Kilo im Tresor bereitet den Wissenschaftlern gegenwärtig jedoch Sorgen, denn es wird immer leichter. Woher dieser Gewichtsverlust resultiert, konnte bisher noch nicht ergründet werden. Zwar handelt es sich dabei nur um 50 Mikrogramm, also fünfzig Millionstel Gramm im Zeitraum von hundert Jahren – jedoch sind wir heute im Bereich der Wissenschaft und Wirtschaft auf immer präzisere Messungen angewiesen. Aus diesem Grund arbeiten Wissenschaftler aktuell an einer Neudefinition des Kilogramms, die sich von einer Fundamentalkonstante der Physik ableiten soll und so deutlich genauer wird.

Haben Sie gewusst, dass Ärzte medizinische Messgeräte, darunter auch Waagen, in Deutschland nur verwenden dürfen, wenn sie geeicht sind? Gemäß des Medizinprodukterechts hat die Eichung von Säuglings- und Personenwaagen eine Gültigkeit von 4 Jahren. Die Gültigkeit der Eichung kann leicht anhand des Eichzeichens abgelesen werden. Läuft sie ab, gilt die Waage als ungeeicht und darf nicht mehr in der medizinischen Versorgung eingesetzt werden. Die zuständige Eichbehörde kann Verstöße als Ordnungswidrigkeit ahnden und ein Bußgeld verhängen. Damit Sie immer auf der sicheren Seite sind, bietet seca einen komfortablen Eichservice an, der Ihnen einen Großteil der Arbeit abnimmt. Der Service übernimmt die Anmeldung beim Eichamt, bereitet alle Geräte vor, begleitet den Eichbeamten und erstellt alle notwendigen Prüfprotokolle.

Hier erfahren Sie mehr zum seca Eichservice.

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