Wenn die Innere Uhr aus dem Takt kommt

- Der menschliche Körper folgt dem Takt der biologischen Rythmen - allen voran dem zirkadianen Rhythmus. Mit einer Periodenlänge von circa 24 Stunden beeinflusst er die Körperfunktionen, darunter den Schlaf-wach-Rhythmus, die Nahrungsaufnahme sowie tageszeitliche Schwankungen von Körpertemperatur, Herzfrequenz, Blutdruck und der Hormonproduktion. Seine Erforschung brachte einem amerikanischen Forscherteam im Jahr 2017 sogar den Nobelpreis für Medizin ein.

Jahrtausendelang war Tageslicht das wichtigste Signal, dass die Innere Uhr mit dem Tag-Nacht-Rhythmus synchronisierte. Unter natürlichen Bedingungen ist der Tag daher die Zeit der körperlichen Aktivität und die Nacht, die des Schlafes und der Regeneration.

In der heutigen Welt wird das Leben zunehmend vom Tag-Nacht-Rhythmus entkoppelt. Allgegenwärtiges elektrisches Licht, Zeitzonen überschreitende Fernreisen und Schichtarbeit führen dazu, dass sich die Innere Uhr in kurzen Abständen umstellen muss. Abweichungen zwischen dem Tag-Nacht-Wechsel und der Inneren Uhr machen sich zum Beispiel als kurzfristiger Jetlag bei langen Flugreisen bemerkbar. Auf Dauer hingegen beeinträchtigen Störungen des zirkadianen Rhythmus die Körperfunktionen und gefährdenden die körperliche und seelische Gesundheit. Sie beeinträchtigen die Schlafdauer und -qualität, verändern die Essgewohnheiten und führen zu hormonellen Veränderungen sowie Störungen des Energiestoffwechsels. Damit fördern sie die Entstehung von Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2.

Untersuchungen ergaben, dass lang anhaltende Schicht- und Nachtarbeit das Risiko für chronische Erkrankungen erhöht und die Lebenserwartung um Jahre verkürzt. 
Dieses Arbeitsmodell führt dazu, dass körperliche Aktivität, Nahrungsaufnahme und Ruhephasen auf unphysiologische Zeitpunkte fallen. Diese Abweichungen von der Inneren Uhr begünstigen wiederum Störungen des Stoffwechsels. So konnte in Studien gezeigt werden, dass Schichtarbeiter doppelt so häufig am metabolischen Syndrom leiden. Es bezeichnet die Kombination aus einem gestörten Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, arterieller Hypertonie und stammbetonter Adipositas und begünstigt Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Diabetes mellitus Typ 2.

Darüber hinaus spielt der Schlafrhythmus eine zentrale Rolle für die Gesundheit. Sinkt die Schlafdauer, steigt das Risiko für chronische körperliche und psychische Erkrankungen. Ebenso begünstigt Schlafentzug nachweislich die Gewichtszunahme. Eine tägliche Schlafdauer von weniger als sechs Stunden erhöht das Auftreten von Adipositas im Vergleich zu sieben bis acht Stunden um bis zu 60 %. Als Ursache dafür kommen verschiedene Faktoren in Frage. So beeinflusst Schlafmangel die Blutspiegel des Hunger fördernden Hormons Ghrelin sowie des Sättigungshormons Leptin. Ebenso nimmt unter ihm die Aktivität der mit Belohnung vergesellschafteten Hirnareale und das Verlangen nach schmackhafter, kalorienreicher Nahrung zu.

Chronischer Schlafentzug und eine Verschiebung der Nahrungsaufnahme führen zudem zu einem verminderten Ansprechen der Körperzellen auf Insulin und begünstigen damit die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2. Bei einer üblichen Schlafdauer von weniger als 5 Stunden steigt das Diabetesrisiko um mehr als 50 %. Neben dem Glukosestoffwechsel beeinträchtigen eine Störung des zirkadianen Rhythmus und Schlafmangel auch den Fettstoffwechsel und führen zu erhöhten Blutfettwerten und einer ungünstigen Verschiebung des Cholesterinspiegels im Sinne eines höheren LDL- und niedrigeren HDL-Cholesterin-Anteils. Diese Kombination aus Zucker- und Fettstoffwechselstörung ist wiederum ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und steigert damit das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Die Arbeit und der Lebensstil können empfindlich in die Innere Uhr des Körpers eingreifen und damit weitreichenden Einfluss auf die Gesundheit nehmen. Davon sind vor allem Menschen betroffen, die länger als zehn Jahre im Nacht- und Schichtdienst tätig sind. Während der Körper in jungen Jahren noch genügend Ressourcen besitzt, um Störungen des zirkadianen Rhythmus auszugleichen, nimmt diese Kapazität im Alter immer weiter ab. In längerer Perspektive sollte daher nach einem geregelten Alltag gestrebt werden. Ist dies aus beruflichen Gründen nicht möglich, sollten Maßnahmen getroffen werden, um die metabolische Gesundheit des Körpers zu fördern. Dazu gehören vor allem eine gesunde und ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Ebenso empfiehlt es sich, während nächtlicher Arbeit auf kalorien- und fettarme Nahrungsmittel zurückzugreifen.

Eine entscheidende Rolle kommt auch der Schlafhygiene zu. Schlaf in ausreichender Menge und Qualität sollte als wichtiger Bestandteil der Gesunderhaltung betrachtet werden und die entsprechende Aufmerksamkeit erhalten. So sollte eine tägliche Schlafroutine etabliert werden, die mindestens sieben bis acht Stunden ungestörten Schlaf garantiert.

Auch wenn die Anforderungen der modernen Arbeitswelt immer weiter von der menschlichen Physiologie abweichen, können bereits kleine Veränderungen des Verhaltens auf Dauer große Effekte auf die Gesundheit haben und so den negativen Auswirkungen eines unphysiologischen Arbeitslebens entgegenwirken.

Bild 1 © “Rido” / Adobe Stock

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